Die Hormonersatztherapie ist eine wirksame und anerkannte Arzneimitteltherapie von Wechseljahresbeschwerden.
Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse bekannter Studien geben Anlass dafür, dass stets eine individuelle Risiko-Nutzen-Analyse durch Ihren Arzt – gemeinsam mit der Patientin – erfolgen muss:
Am 17. Juli 2002 veröffentlichte das amerikanische Ärzteblatt eine Studie über die Auswirkungen einer langfristigen Behandlung postmenopausaler Frauen mit Östrogen/Gestagen-Präparaten. Diese Studie – genannt die „Women’s Health Initiative“ (WHI) – musste vorzeitig abgebrochen werden, weil sich schon bei der Zwischenauswertung der bis dahin gesammelten Daten eine signifikant erhöhte Rate für Brustkrebs, Koronare Herzkrankheit (KHK), Erkrankung der Herzkranzgefäße, Schlaganfall und Thrombosen/Lungenembolien gegenüber der Placebogruppe ergab.
Diese Ergebnisse wurden von der britischen „One Million Women Study“ hinsichtlich des Brustkrebsrisikos bestätigt. Das Erkrankungs- und Sterberisiko war sogar noch höher als in der amerikanischen Studie, wie eine Auswertung im Lancet ergab.
Die WHI-Studie und die One Million Women Study zeigten jedoch auch, dass die Hormonersatztherapie zu einer Reduktion von Schenkelhalsbrüchen, 10 Knochenbrüche gegenüber 15 Knochenbrüchen in der Gruppe der unbehandelten Patienten, führte.
Die U. S. Preventive Services Task Force kommt im Jahr 2005 zu folgendem Schluss: Trotz der positiven Effekte einer entsprechenden Hormonersatztherapie auf die Knochendichte mit einem reduzierten Frakturrisiko und dem verringerten Risiko, ein Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) zu entwickeln, überwiegen die Risiken wie das erhöhte Mammakarzinomrisiko (Brustkrebsrisiko) sowie venöse Thromboembolien, Apoplex (Schlaganfall), Gallenblasenentzündung, Demenz und möglicherweise Koronare Herzkrankheit.
Publikationen in renommierten Journalen wie Science lassen allerdings den Schluss zu, dass die individualisierte Hormontherapie nach wie vor ihre Bedeutung hat.
In der sogenannten "frühen Menopause", welche bereits im Alter von unter 45 Jahren eintritt, z. B. aufgrund einer beiderseitigen Eierstockentfernung, kann eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein. Zu diesem Schluss kommt auch eine Leitlinie der "European Menopause and Andropause Society" (EMAS).
Eine Hormonersatztherapie sollte also beispielsweise bei starken klimakterischen Beschwerden oder bei "früher Menopause" angewendet werden.
Grundsätzlich allerdings gilt: Die Hormonersatztherapie sollte nur so lange wie nötig und möglichst niedrig dosiert eingesetzt werden.
Die Hormonersatztherapie stellt eine anerkannte und wirkungsvolle Therapie klimakterischer Beschwerden dar. Vielen Frauen kann so wirkungsvoll in dieser Lebensphase geholfen werden.